Endlich ist er da, der beginnende Frühsommer und mit ihm erwacht nicht nur die Natur, sondern auch wir Menschen erheben uns wie der Phönix aus der Asche. So fühlt es sich zumindest bissl an, wenn man die Gesichter der Leute mal genauer studiert. Bevor ich aber nun ausschweifen beginne und zu sehr auf die Pandemie eingehe – nur kurz: Mit der warmen Jahreszeit kommt eine gewisse Art der Unbeschwertheit zurück. Alle wollen raus in die Natur: Raus auf den See mit SUP, Kajak und Co oder so wie wir letztens – mit den Rädern auf die Alm. Und nun sitzen uns da beim Planen einer MTB Tour 2 so stramme Nachwuchs-Vorpubertierende gegenüber (immerhin bald 7 und 9 Jahre alt) und sagen: ICH FAHR SELBER. ODER GAR NICHT. Ok. Auf den Berg? 700 Höhenmeter? Durch den Chiemgauer Bergwald? Über die Steilrampe hoch auf die Alm? Puh, denk ich mir nur. Ja, aber so ist es.
Mit 4 MTBs auf die Oberauerbrunstalm rauf
Die Zeit des Anhänger-Sitzens ist schon lange vorbei. Die Jungs sind voll motiviert und wir werden auf die Bergradeln-mit-Seil- Technik zurückgreifen müssen. Immerhin wollen wir heute von Schleching aus über den Dalsenparkplatz in Mühlau hoch zur Oberauerbrunstalm. Zwar keine 700hm aber immerhin ca. 400. Auf schottriger und vor allem steiler Forststraße. Wir laden unseren Bus voll mit 4 Mountainbikes und 2 guten Kletterseilen, die zur Not eingesetzt werden. Mal schauen, ge?
Vom Dalsenparkplatz in Mühlau aus geht es los!
Die Forststraße hoch zur Oberauerbrunstalm ist ca. 4km lang, geht anfangs mäßig steil dahin was sich aber relativ schnell ändert. Nach dem ersten Kilometer bergauf kommt Ludwig ans Seil, der Forstweg wird zunehmend steiler und auch schottriger. Anton beißt sich noch weiterhin durch, bis auch er nicht mehr mag. Wir staunen nicht schlecht, denn der Weg hoch zur Oberauerbrunstalm ist echt nicht ohne: Linkerhand tun sich gewaltige Felsformationen auf, rechts geht es steil bergab und der Untergrund ist schottrig, somit phasenweise sehr rutschig. Wir sind aber nach ca. 1h Fahrzeit schon recht hoch, auf knapp 900 Meter und haben nur noch 60hm vor uns. Das letzte Stück ist nicht mehr steil, sondern geht erst bergab und dann wieder bergauf um nach weiteren ca. 10 Minuten in das Almengebiet überzugehen.
Bergpanorama de Luxe auf der Oberauerbrunstalm
Irre, was sich vor uns für ein gewaltiger Blick auf das Bergpanorama der Kitzbüheler Alpen auftut: der Wilde Kaiser liegt direkt vor uns, mächtig wie e und je. Sogar der Großvenediger spitzt weit entfernt raus! Ein Gefühl von Heimweh packt mich kurz, ehe Ludwig aber an mir vorbeifetzt, sein MTB keck parkt, den Helm ablegt, die eine Hand supermanmäßig in die Hüfte stützt und mit der anderen wild gestikulierend vor mir rumfuchtelt: “Na Mama, etz saxt nix mehr oder? Meine ersten 2.000 Höhenmeter! Und dann dieser Blick! Alles für dich organisiert!”. Seine Hand präsentiert mir die Kuhweide, die malerische Alm, die wohlduftende Blumenwiese und die brutalen, imposanten Berge ringsherum. “Ja meine liebe Kurbelratte. Du bist echt mein strampelnder Bergheld.”, knutsche ich unseren 6-Jährigen nieder, der aber sofort losflüchtet und sich den letzten Enzian mal genauer ansieht.
Decke her, Brotzeit raus und los geht der Genuss auf Bayerisch!
Stolz wie Oskar, erschöpft wie Alex Huber nach nem Freesolo auf der Nose und gockelnd wie Ken bei Barbie fresen sich unsere Jungs noch einige Höhenmeter hoch in Richtung Hochplatten Gipfel bis wir Eltern intervenieren müssen und die Picknick-Decke aufschlagen. Etz is dann aber a genug, wir wollen Brotzeiten und Rasten. Bayerische Gemütlichkeit soll Einkehr halten. “Chillaxen” wie unser Großer sagt. So genießen wir die Sonne, den Ausblick, die Schmankerl und sind mächtig stolz auf unsere Jungs und dem ersten Ausritt ohne Hänger, dafür mit Selbstkurbler und Seil-Akrobaten. Was für eine tolle und erfolgreiche erste Tour mit unseren Bergradler-Kids!
Safety-Technik Tipps für kompetente Bergradler von Klein auf!
Hier kommen nun noch paar Tipps von uns an euch… Solltet ihr euch nämlich auch grad in das Thema Bergradeln mit euren Kids einleben, kann der ein oder andere Punkt hier sehr hilfreich sein:
- NIE OHNE HELM .. Aber des is uns ja allen klar, oder nit?
- Sieger ist der Langsamste bergab! Denn: Speed kills.
- Beide Bremsen dosiert ziehen lernen.
- Gewicht bissl nach hinten verlagern.
- Immer mal wieder aus dem Sattel hoch, und immerzu mit den Füßen mittig auf den Pedalen stehen.
- Immer weg vom Abhang, zum Berg gewandt runterrollen.
- Sich früh genug bei Wanderern bemerkbar machen (Klingeln, Rufen, Pfeiffen, Singen…)
- Pausen machen zum Hände entkrampfen und Füße ausschütteln.
- Bremsmanöver vorher im Flachen auf Schotteruntergrund üben.
Ich wünsche euch jetzt schon viel Spaß auf euren Ausfahrten -> natürlich kann diese Tour auch gut mit Hänger gemacht werden, oder zu Fuß bzw. auch mit Kinderkraxe. Mit dem Kinderwagen ist die Tour allerdings nichts.