Als Neo Mami wird man ja bekanntlich mit vielerlei Dingen konfrontiert, auf die man so im Kleinkindalter achtet: Wachstumskurven, Essverhalten, Motorik, Soziale Interaktion etc. etc. Je nach Entwicklungsphase tut sich grade in den ersten 2-3 Jahren so unglaublich viel, als hätte jemand die Zeit auf Lichtgeschwindigkeit eingestellt. Und ja, mit 2, spätestens 3 kommt dann auch das klassische Trotzen dazu. Kind wirft sich auf den Boden und schreit. Kind räumt im Supermarkt das Schokoregal vor der Kassa leer und fängt lauthals zu brüllen an, wenn man es unterbindet. Kind will ein bestimmtes Kleidungsstück nicht anziehen und macht Rabbatz ohne Ende. Unsere Ohren singen, die Nachbaren wundern sich und das Kind beobachtet genau, wie wir uns verhalten, wie wir reden, wie wir schauen. Äh ja. Kennt ihr das?
Bei unserem Großen war diese “Trotzphase” ja ein Leichtes: Gezeter.. ok. Klar. Dann erklär ichs halt in Ruhe. Auf wundersame Weise hat diese Methode bei Anton in 9 von 10 Fällen gegriffen… Reden. Ha! Ist doch easy, dachte ich mir also.. Trotzen – alles easy. Voll unter Kontrolle, was denn sonst? Aber nun sitze ich hier und schreibe diesen Beitrag, denn….. was wir seit gut 3-4 Monaten erleben, ist schlichtweg gigantisch: einen 4-Jährigen Kerl im Zenith seines Trotzens (liebe Mamas von noch älteren Kindern – bitte sagt jetzt nicht, dass sich des noch vervielfacht…). Ich stehe derzeit fast täglich vor oder hinter einem trotzenden kleinen Jungen, der mich auch dann mit trotzenden Augen begafft, wenn ich mich zu ihm runterknie und ihn einfach nur umarmen möchte. “Kind, wer bist du?”, frage ich mich in manchen Situationen und wunder mich nur noch. Hier habe ich nun mal meine 5 Indizien für euch zusammengefasst, die mir verraten, dass wir JETZT in der wahren Trotzphase angelangt sind:
- “ICH HABE IMMER RECHT – IHR NICHT”
Der Klassiker bei uns: in der Früh steht der Brotzeitrucksack für den Kindergarten bereit – auf dem Holzstuhl, im Hausgang. Wo er eben immer steht. Es pressiert wieder mal, ich halte meinen 4 Jährigen an, seinen Rucksack zu holen, damit wir losdüsen können. Er bummelt grad bissl rum, hat keinen Bock auf Rucksack holen und stellt sich unwissend: “Mama, der is nit aufm Stuhl.” “Kind, klar. Schnell, schnapp ihn dir, der ist auf dem Stuhl.” (er ist wirklich auf dem Stuhl nachdem ich kurz hingeschaut hab). Auch Anton schaut hin. “Neeeeeeiiiinn, da ist er nicht. Und du weißt, ich hab immer Recht und du nicht.” So könnte das weitergehen, bis die Kinder im Kindergarten schon mit ihrer Brotzeit fertig sind. Eine Diskussion, ohne Endpunkt. Schließlich hat er ja Recht…
2. “WENN DU DAS NICHT MACHST, BIST DU NICHT MEHR MEINE MAMA.”
Diesen Klassiker kennen wohl einige von euch, oder? Es geht manchmal um sehr simple Dinge, wie z.B. ein 2. Stück Kinderriegel oder so. Wie oft höre ich grade in letzter Zeit den Spruch “Wenn du mir den nicht gibst, bist du nicht mehr meine Mama!”.. Owe owe. Waren wir auch so?
3. “ICH HÖRE NICHTS.”
Egal, ob es ums Aufräumen des Kinderzimmers geht, oder darum, dass der Tisch gedeckt gehört. Manchmal will Kind so gar nichts hören. Alles, was auch nur einer Aufforderung anmuten könnte, wird überhört. Wenn dann auch noch der Spruch kommt: “Ich kann dich nicht hören…”, wirds spannend. Kennt ihr das?
4. “ICH SEHE NICHTS.”
Auch das hat wiederum sehr viel damit zu tun, dass andere Familienmitglieder die Hilfe unseres Großen benötigen würden. Manchmal geht es z.B. um ein Spielzeug, das rumliegt und geborgen werden sollte. “Mama, i weiß nit, was du meinst. I seh nix. Da is nix.” und schaut mich grinsend an. Und ehe ich noch überlegt habe und meinen Satz: “Ok Kind, dann mach ich schnell einen Augenarzttermin aus damit du endlich eine Brille bekommst”, fertig gesprochen habe, gibt es schon wütendes Schnauben und Blitze in meine Richtung.. Oh oh. Da hilft dann auch die Brille wohl nix mehr ..
5. “DAS TAUGT MIR NICHT.”
Lieblingsessen zu Mittag? .. Zieht nicht. Lieblingspulli am Sonntag zum Familientreffen? .. Zieht nicht. Lieblingsbuch vorm Schlafengehen? Nö, bloß weg damit. Ähm, Kind .. wer bist du? Wo bist du? “Mama, das taugt mir nicht.” Fullstop. Muss ich als Mama wohl grad akzeptieren. Wenn ich danach frage, was denn so grundästzlich okay sei, kommt nur: “Mama, nix. Aber mei, des is halt etz so. Diese Phase gehört zum Leben dazu.”
Äh ja.. und das fasst es so schön zusammen: ein Kind mit 4 Jahren, das voll im Entdecken der Welt ist und seine Rolle im Hier und Jetzt gerade versucht zu finden, darf all das. Es darf Trotzen und Provozieren, es darf mal einen Tag haben, an dem nichts passt oder gefällt. Uns geht’s doch auch hin und wieder so. Und genau sowas gehört eben zum Leben dazu 😉