Über die Maisalm hab ich euch schon zweimal berichtet, denn diese ist im Sommer wie auch im Winter eine unserer Lieblingseinkehren in den Chiemgauer Alpen! Das mit dem Wandern und Anhänger hochziehen klappte immer fantastisch – gestern forderten unsere Jungs aber ihr Recht auf “ich will mit meinem eigenen Radl aufn Berg fahren” ein. Puh. Anhänger also echt daheim lassen und eine Tour aussuchen, die nur wenige Höhenmeter mit sich bringt? Unser erster Gedanke war natürlich gleich die Moaralm in Inzell, die vom Wanderparkplatz Schmelz aus in nur 10 – 15 Gehminuten zu erreichen ist. Jedoch … wurde unser Vorschlag relativ schnell abgetan mit “He Papa, des is doch echt was für Laufradfahrer. Voooolllll faaaaad. Ich möcht auf die Kampenwand. Endlich mal Bergradeln.” Jaaa klar. Auf die Kampenwand. E lei.
Ludwig schlug uns nen Deal vor (ja, es geht ganz ganz schnell, dass plötzlich 4 Meinungen, Interessen, Bedürfnisse etc. unter einen Hut gebracht werden müssen und ehe man sich versieht, fordern die Kurzen dies mit einem bestimmten “He, stop mal: da hab ich auch noch was zu sagen.” ein!): Unser Touren-Endziel sollte die Maisalm sein – Anton und er würden alle steilen Strecken mal probieren selber zu fahren, allerdings – OBACHT – sollte es ihnen dann doch noch irgendwie zu schwer sein, sollte der Kinderanhänger der sichere Hafen sein. Inklusive Brotzeit und Hörspiel versteht sich! Äh ok. Was war gleich nochmal das höchst- zulässige Gewicht das gezogen werden kann bei unsrem Anhänger?? 2 Jungs, Brotzeit, Wechselklamotten, Eltern-Zeugs, 2 Räder und dann noch diverse andere Utensilien wie Bücher, Lieblingsdino und Lieblingslego würden schon ihre 60-70kg Zuladegewicht mit sich bringen. Hm. Echt? Wollen wir das? Und dann das ständige Rauf- und Runter-Geschnalle.. echt?
Aber ja- es klappte tatsächlich alles sehr gut gestern und hier nun unsere erste Erfahrungen mit selber-radelnden Kids aufm Berg:
- Zeit: Plant eine Tour so, dass ihr den ganzen Tag Zeit habt dafür und nicht noch zu einem Termin müsst oder Besuch auf der Matte steht. Die Kids wollen Pausen machen, unkalkulierbar wie viele und wann.
- Tempo: Anton gab gleich Vollgas und seine Füße tackerten wie ne Nähmaschine. Dieses Tempo kann kein ungeübtes Kind halten. Ich musste ihm ständig sagen, dass er weniger oft treten sollte, somit sein Tempo drosseln und langsam den Berg hochradeln sollte. Hm, wollte er nicht gleich umsetzen, bis er aber merkte, dass ihm sehr schnell die Puste wegblieb.
- Ziele: Wir gaben immer mal wieder Zwischenziele vor, an denen wir entweder etwas Spannendes zu Entdecken vermuteten oder die Kids mit Kohlenhydraten stärkten.
- Die Dosis macht das Gift: Bei den ganz steilen Passagen schnallten wir die Räder immerzu rauf auf den Hänger und ließen die 2 entweder zu Fuß stapfen oder in den Hänger sitzen. Denn: gleich die krasseste Steilheit wollten wir ihnen echt ersparen. Sie sollen ja nicht gleich bei der ersten Tour die fiesesten Rampen vor sich haben.
- Adleraugen: Leider ist es so … dass die Forstwege von diversen Ambitionierten zu Raserwegen umfunktioniert werden und das Prinzip “Ausgestellt, hier komme ich” zu gelten scheint. Soll heißen: Passt echt gut auf bei Radlrambos, die mit Vollspeed den Forstweg runterfahren. Die haben meist sehr wenig unter Kontrolle und nur ihr könnt euer Kind früh genug vor solchen bewahren.
- Motivation und Lob: Anton und Ludwig machten immer mal wieder 20-30 Höhenmeter und machten legten darauf nen kurzen Stop ein. Natürlich gabs hier entsprechendes Lob und motivierende Worte, was gut ankam bzw. angenommen wurde 🙂 Großes Ziel war natürlich der gute Kuchen auf der Alm, diese Motivation zog halt am Stärksten.
Nach dem Radeln bergauf und einer ausgiebigen Rast auf der Maisalm düsten wir über die Maureralm und Rottau zurück nach Bernau wo unser Startpunkt war. Für die Kids hieß dies auf einigen Passagen: Trailfun durch den Wald – und DAS …. war für sie ein gelungener Abschluss ihrer ersten Bergradeltour!